***** Ist es Indie-Rock, Punk oder einfach nur Retro? Bei White Lies ist es recht schwierig, einfach eine Schublade aufzumachen und die drei Engländer hinein zu schieben. Doch seit ich die White Lies mit ihrer an Kraftwerk erinnernden Performance live erleben durfte, bin ich großer Fan dieser jungen Band. Es sind vor allem die schwebenden Gitarrensounds, die Synthesizer und der vordergründige Bass, die unter die Haut gehen. Das Ganze strahlt auch etwas an 80er Charme aus und erinnert an Bands wie Joy Division, Talking Heads, Alphaville oder Tears For Fears. Ihr Debütalbum To Lose My Life von 2009 verkaufte sich weltweit über eine Million mal und sorgte für den Durchbruch des Trios. 2011 folgte dann mit Ritual das zweite ebenfalls gute Album. Big TV ist also ihr dritter Longplayer. <br><br>Das herausragendste Merkmal an diesem Album ist wohl die Atmosphäre, die man selten auf einem Studioalbum so deutlich zu spüren bekommt wie hier. Titel wie First Time Caller oder besonders auch Change mögen vom ersten Eindruck zwar zunächst recht pathetisch wirken, sind aber an gezeichneter Stimmungsabbildung nur schwer zu übertreffen. Jeder einzelne Titel ist auf seine eigene Weise mitreißend charismatisch und auch beeindruckend. Die einzige echte Ballade Heaven Wait erinnert astrein an die 80er Jahre, ist aber auch so schön anzuhören, dass man sich nur zu gerne mit auf diese emotionale Reise nehmen lässt. Goldmine bildet noch den bombastischen Abschluss eines absolut runden und gelungenen Albums. <br><br>Die White Lies haben es geschafft ihre Stärken noch deutlicher zu bündeln und den Hörer so wieder direkter anzusprechen. Entstanden ist ein Werk, das ganz sicher zu den Besseren des Jahres gehört. Mit Big TV sollten es die geradlinigen Briten geschafft haben, auch den letzten Kritiker verstummen zu lassen. Sie besinnen sich auf ihre musikalischen Stärken, bieten das Synthesizer-Rundum-Sorglos-Paket und haben dazu noch ein eingebautes Hitpotential. Was will man mehr?<br><br><br>Anspieltipps: Big TV, There goes your Love, First Time Caller, Getting Even<br> |