**** Jede große Erfolgsgeschichte hat seinen Anfang, auch wenn mitunter schon mal bescheiden anmuten mag. So etwa auch bei den Rolling Stones, deren Mitglieder mittlerweile schon in die Jahre gekommen sind und im beginnenden Rentneralter auf der Bühne den meisten jungen Bands immer noch eindrucksvoll demonstrieren, wo der Hammer hängt und wie man es richtig macht. Wenn man sich ihre frühen Platten einmal anhört, dann kommt man gar nicht auf die Idee, was für vorzügliche Musik sie später einmal, vor allem in den Jahren 1968-1973, gemacht haben. Ihre ersten Singlehits Come On (1963) und I Wanna Be Your Man klangen noch recht holprig, das gleiche gilt auch für ihr erstes, 1964 erschienenes Album The Rolling Stones. Bis auf Tell Me (Youre Coming Back) spielen sie auf dem Erstlingswerk überwiegend Coverversion von z.B. Willie Dixon (I Just Wanna Make Love, Ellas MacDaniels alias Bo Diddley (Mona), Chuck Berry (Carol) oder Rufus Thomas (Walking The Dog). Ihr Rhythm & Blues-Verschnitt klingt über weitere Strecken etwas holprig, bietet aber nichts desto Trotz kurzweilige Unterhaltung. Holprig deshalb, weil zum einen die damalige Aufnahmetechnik noch weit unter dem Stand vergleichsweise mit der Ende der 60er Jahre war und zu anderen weil eine Langspielplatte damals eher ein Nebenprodukt war und eine solche Scheibe in kurzer Zeit zusammengeschustert wurde. Man muß bedenken, daß zu jenem Zeitpunkt Schallplattenverkauf gleichbedeutend mit dem Verkauf von Singleplatten war und das eine Langspielplatte eher ein Nebenprodukt war. Man ließ drei, vier Singles anlaufen, preßte sie zusammen mit den entsprechenden B-Seiten plus zwei bis vier neuer Lieder auf eine große Scheibe, und fertig war die LP. Von diesen damals üblichen Kriterien aus gesehen stellt das Debüt der Stones schon ein Novum dar. Obwohl die Stones, wie bereits erwähnt, zu diesem Zeitpunkt schon einige Hits auf ihren Konto hatten, enthält das Debütalbum keines dieser Stücke.<br>Für Stones Fans ist das Debütalbum unverzichtbar, auch wenn sie es sich nicht oft anhören werden. Ich bin seit 1971 ein echter Fan der Stones. Das Debütalbum habe ich mir 1973 gekauft (eine 1970 erschienene Ausgabe mit Mick Jagger auf dem Cover), habe es mir aber seitdem höchstens drei mal angehört. Gewiß, es ist nicht schlecht und es weist gute Ansätze auf. Aber hier ist die Gruppe noch ein ganzes Stück von dem entfernt, was sie ab 1966 so unverwechselbar gemacht hat.<br>Wer die Stones einmal kennenlernen möchte, der sollte von ihrem Debüt die Finger lassen, könnte der geneigte Interessent doch bitter enttäuscht werden. Wer sich aber mit den großen Klassikern der Band angefreundet hat, der wird auch an diesem Album seine Freude haben. Last edited: 08.09.2007 13:26 |