****** Knapp ein Jahr nach Talking Book präsentierte der Meister mit Innervisions sein nächstes Album. Das Album war kurz vor einem einschneidenden Wendepunkt in Stevies Leben entstanden. Am 08.08.1973 entging er bei einem schweren Autounfall nur knapp dem Tod. Bei der nächtlichen Rückfahrt von einem Konzert in North Carolina war sein Auto in einen LKW geprallt. Stevie, der auf dem Beifahrersitz geschlafen hatten, kam mit einer schweren Gehirnerschütterung ins Krankenhaus und lag mehrere Tage im Koma. In einem Interview nach seiner Genesung sagte er: Der Unfall hat meine Ohren geöffnet. Am Leben zu sein hat für mich einen neuen Wert bekommen, vor allem, was ich mit meinem neuen Leben anfange. Von diesem Gesichtspunkt aus gesehen stellt Innervisions einen Wendepunkt auch in seinem musikalischen Schaffen dar. Und dieses Album steht in puncto Qualität dem phänomenalen Vorgänger in Nichts nach. Wieder ist es die Kombination aus der überschäumenden Kreativität, der hohen Musikalität und der Experimentierfreudigkeit des Stevie Wonder, das die Faszination ausmacht. Gleich vier Singlehits warf Innervisions ab und zwar Higher Ground, Living For The City, Dont You Worry bout A Thing und Hes Misstra Know It All. Allein Higher Ground und Living For The City sind schon das ganze Album wert. Welches Potential in Living For The City steckt, zeigen schon die wenig später entstandenen Coverversionen von Ike & Tina Turner und Ray Charles, der mit Living For The City im Spätsommer 1975 einen kleinen Hit in den US-Charts landen konnte (ebenso wie die Originalversion war auch die Version von Uncle Ray deutlich unter Wert plaziert). Mit den weiteren Stücken Too High, Visions, Golden Lady, Jesus Children Of America und All In Love Is Fair spielt Stevie einmal mehr seine ganze Klasse aus und zeigt deutlich auf, warum ihm zu jenem Zeitpunkt kein anderer farbiger und kaum ein weißer Musiker das Wasser reichen konnte. Wie so vieles von Stevie Wonder packen auch einige Stücke von Innervisions nicht sofort und entfalten ihre ganze Klasse erst beim zweiten oder dritten Anhören. Der Meister zwingt den Zuhörer förmlich dazu, sich mit diesem Werk länger zu beschäftigen. Der Effekt ist dann der, daß man sich Innervisions immer wieder gerne reinzieht. |